IKEK - Integriertes Kommunales Entwicklungskonzept
Um den Herausforderungen gewachsen zu sein, die insbesondere der demographische Wandel, aber auch ein verändertes Bewusstsein für Umwelt und Klima mit sich bringen, hat die Gemeinde Wilnsdorf ein sogenanntes „Integriertes Kommunales Entwicklungskonzept“, kurz IKEK, erstellt.
Das Strategiepapier zeigt auf, wie die Lebensqualität in den Dörfern mindestens gesichert, bestenfalls erhöht werden kann. Dazu hat das IKEK alle elf Ortsteile und die Gemeinde als Ganzes und thematisch vielfältig betrachtet: Stärken und Schwächen wurden identifiziert, wichtige Handlungsfelder festgelegt und konkrete Projekte entwickelt, die die Zukunftsfähigkeit der Ortsteile und der Gesamtgemeinde sichern und verbessern können. Projekte übrigens, die unter bestimmten Voraussetzungen förderfähig sind.
Potentiale nutzen - Defizite beseitigen
Die Entwicklung des Leitbildes für die gesamte Gemeinde Wilnsdorf erfolgte unter Berücksichtigung der grundsätzlichen Zielsetzungen Potenziale (noch) besser nutzen bzw. Defizite beseitigen.
Hierzu wurden 9 Kernsätze zur Zukunftsentwicklung der Gemeinde Wilnsdorf formuliert:
- Die historischen Gebäude und Ortsstrukturen werden instandgehalten, ortbildprägende Bereiche werden durch Verbesserungen der Gestaltung und Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum aufgewertet. Durch sorgfältigen Umgang mit der historischen Bausubstanz wird regionale Baukultur gepflegt und dem Leerstand vorgebeugt.
- Der Erhalt der guten Grundversorgung, medizinischen Versorgung und der Bereitstellung bedarfsgerechter Mobilitätsformen werden in Wilnsdorf als dauerhafte Zukunftsaufgaben gesehen. Vor dem Hintergrund der sich ändernden Bevölkerungs- / Altersstruktur werden rechtzeitig Anpassungen vorbereitet bzw. unterstützt.
- Die in Wilnsdorf vorhandene gute Ausstattung im Bereich der sozialen Infrastruktur und der Sport- / Freizeitinfrastruktur wird mit Blick auf den Erhalt der Attraktivität für Familien sowie die Anforderungen, die sich aus dem demographischen Wandel ergeben, aufrechterhalten und individuell in den Ortsteilen modernisiert/ausgebaut.
- Als bedeutende Querschnittsaufgabe für die Bereiche Familienfreundlichkeit, Bildung, Wirtschaft, Versorgung, Mobilität, soziale Infrastruktur wird der Ausbau der digitalen Infrastruktur fortgesetzt sowie die Nutzung der breit gefächerten Potenziale, die sich aus der Digitalisierung ergeben, kontinuierlich weiterverfolgt.
- Die Besonderheiten der Natur- und Kulturlandschaft (Naturschutzgebiete, Bergbaugeschichte, Hauberge etc.) werden nochmals verstärkt zur (Weiter-) Entwicklung touristischer Angebote genutzt, um die Aufenthaltsdauer von Wanderern und Radwanderern zu verlängern sowie den Tagesausflugsverkehr auszubauen. Eng verknüpft mit diesem Ansatz ist die qualitative Verbesserung des Rad- und Wanderwegenetzes.
- Die Aufenthaltsqualität in den Ortsmitten und öffentlichen Räumen wird weiter verbessert, um zeitgemäß ausgestatte und gestaltete Kommunikations-/Treffpunkte für die BürgerInnen sowie Aufenthalts-/ Informationsorte für Gäste in allen Ortsteilen zu erhalten bzw. zu schaffen.
- Die in allen Ortsteilen vorhandenen Gemeinschaftseinrichtungen werden bedarfsgerecht weiterentwickelt und den Ansprüchen verschiedener Generationen und Nutzergruppen entsprechend angepasst. Die multifunktionale Nutzbarkeit wird so ausgelegt, dass bürgerschaftliches Engagement, sozialer Austausch, Zusammenkünfte etc. für alle BürgerInnen niedrigschwellig und auch ohne Vereinszugehörigkeit möglich sind. Parallel wird die ortsteilübergreifende Kommunikation und Koordination der Nutzungsmöglichkeiten verbessert.
- Die Verkehrsbelastungen werden wo möglich gesenkt (Umgehungen) und Gefahrenpunkte beseitigt, das Straßennetz wird grundlegend ertüchtigt, Rad- und Fußwegeverbindungen werden ergänzt bzw. besser ausgebaut, Barrierefreiheit im öffentlichen Raum umgesetzt und ergänzende Mobilitätsangebote entwickelt.
- Da in den Ortsteilen Wilnsdorfs anhaltende Nachfrage nach Gewerbeflächen, Wohnbauland und bedarfsgerechten Wohnungen zu verzeichnen ist, werden die Grundvoraussetzungen (Gewerbeflächen-, Baulandangebot) für eine positive Zukunftsentwicklung gesichert. Umnutzungs- und Innenentwicklungspotenziale wie auch die Belange des Klimaschutzes finden dabei ausdrücklich Berücksichtigung.
Es wurden dann 5 Handlungsfelder und 17 Entwicklungsziele herausgearbeitet und definiert:
- Handlungsfeld 1: Ortskerngestaltung und Gemeinschaftseinrichtungen
- Ziel 1.1: Entwicklung / Ausbau von Dorfplätzen zu Treffpunkten / Veranstaltungsflächen
- Ziel 1.2: Gestaltung / Aufwertung von Ortseingängen, Grünanlagen und Plätzen an öffentlichen Gebäuden
- Ziel 1.3: Aufwertung, Gestaltung des Ortsbildes und Beseitigung / Vermeidung von Missständen (ortsbildprägende Gebäude / Mauern, Leerstand etc.)
- Ziel 1.4: Sanierung, Modernisierung und Verbesserung der Ausstattung von Gemeinschaftsein-richtungen (Bürgerhäuser, Dorfgemeinschaftshäuser etc.)
- Handlungsfeld 2: Sicherung und zukunftsfähige Gestaltung der städtebaulichen Entwicklung
- Ziel 2.1: Sicherung eines nachfrage- und bedarfsgerechten Gewerbeflächen-, Siedlungsflächen- und Wohnungsangebotes unter Ausnutzung der Umnutzungs- und Innenentwicklungspotenziale
- Ziel 2.2: Beseitigung städtebaulicher und landschaftlicher Missstände und Entwicklungshemmnisse
- Ziel 2.3: Verstärkte Umsetzung von Maßnahmen im Bereich Klimaschutz
- Handlungsfeld 3: Mobilität und Versorgung
- Ziel 3.1: Instandsetzung/Ausbau/Qualifizierung von Straßen, Rad- und Fußwegen
- Ziel 3.2: Erhöhung der Verkehrssicherheit und Verbesserung der Barrierefreiheit
- Ziel 3.3: Bedarfsgerechte Erweiterung des Mobilitätsangebotes sowie mobiler Versorgungsangebote
- Ziel 3.4: Optimierung der Breitband-, WLAN-und Mobilfunk-Versorgung
- Handlungsfeld 4: Soziale Infrastruktur und Freizeitangebot
- Ziel 4.1: Bedarfsgerechte Weiterentwicklung des Angebotes an Kindergartenplätzen und Kinder-betreuung
- Ziel 4.2: Aufwertung, Neugestaltung von Spielplätzen und / oder Mehrgenerationenplätzen
- Ziel 4.3: Neueinrichtung / Instandsetzung von Freizeit- und Sportanlagen, schwerpunktmäßig für Kinder / Jugendliche
- Ziel 4.4: Entwicklung von Unterstützungs- und Betreuungsangeboten für Senioren, Flüchtlinge und Bedürftige
- Handlungsfeld 5: Natur-/Kulturlandschaftserlebnis und Tourismus
- Ziel 5.1: Ausbau/Weiterentwicklung von Rad-/Wanderrouten, Themenwegen sowie Lehrpfaden und Informationsstationen
- Ziel 5.2: Ausbau touristischer Infrastruktur
Basierend auf diesen Formulierungen und Definitionen wurden Projekte wie folgt eingeordnet:
Im Rahmen des IKEK-Prozesses wurden von überwiegend bürgerschaftlich getragenen Projektträgern und auch von der Gemeinde Projektskizzen für insgesamt 19 konkrete Projekte entwickelt. Hiervon wurden 11 Leitprojekte, 3 Startprojekte und 5 weitere Projekte eingestuft. Hinzu kamen 5 weitere besondere bereits laufende Projekte/Maßnahmen.
- Leitprojekte zeigen idealtypische, zukunftsweisende Lösungen auf und bilden die Grundlage für die Planung und Umsetzung weiterer Einzelprojekte. Sie haben sowohl innerhalb der jeweiligen Ortsteile wie auch gesamtkommunale Relevanz. Hierzu gehören beispielsweise die Gestaltung von Dorfplätzen oder die Umsetzung des Klimaschutzteilkonzepts „Mobilitätskonzept für den Radverkehr in der Gemeinde Wilnsdorf“.
- Startprojekte hingegen werden erste sichtbare Ergebnisse zeigen. Aufgrund vorliegender Vorarbeiten und günstiger Rahmenbedingungen können sie zeitnah in die Realisierung gehen und beziehen sich auf wichtige Zielsetzungen des IKEK. So wurden u.a. die Modernisierung und Verbesserung der Barrierefreiheit der Bürgerhäuser in der Wielandgemeinde und die Schaffung von Verweilplätzen im Ortsteil Wilgersdorf als Startprojekte identifiziert.
- Darüber hinaus finden sich im IKEK 5 weitere bereits laufende Maßnahmen wieder, die den formulierten Zielen zuzuordnen sind, z.B. die Umsetzung des Klimaschutzprojektes der Gemeinde Wilnsdorf, die fortlaufende Anpassung der sozialen Infrastruktur unter Regie des Kreis-Jugendamtes mit aktiver Begleitung der Gemeinde oder auch das aktive Bauland- und Gewerbeflächenmanagement.
Das IKEK Wilnsdorf ist im Übrigen unter Berücksichtigung der erarbeiteten Kernsätze, Handlungsfelder und Entwicklungsziele offen für die weitere Ausgestaltung durch Projekte.
Bürgerbeteiligung
Das Besondere am IKEK: es entstand unter Beteiligung der Bevölkerung. Die Bürgerinnen und Bürger durften nicht nur, sie sollten sich einbringen und die Zukunft ihrer Kommune aktiv mitgestalten.
IKEK-Prozess in drei Schritten
Eingeläutet wurde der Wilnsdorfer IKEK-Prozess mit einer Auftaktveranstaltung am 31. Januar 2018 in der Festhalle Wilnsdorf, an der über 150 interessierte Bürgerinnen und Bürger teilnahmen. Während der Veranstaltung wurden Details zum weiteren Verfahren und Zeitplan bekanntgegeben, die entsprechenden Unterlagen finden Sie im Infokasten (rechts).
Drei Phasen durchlief die Erstellung des IKEKs, bis zu seiner Beschlussfassung im Sommer 2019.
1. Phase: Bestandsanalyse
Zunächst stand die Bestandsanalyse an: Stärken und Schwächen aller Ortsteile und der Gesamtgemeinde wurden identifiziert und in Ortsteilprofilen zusammengefasst. Dazu wurde vom 1. bis 28. Februar eine Online-Befragung durchgeführt, an der sich 830 Bürgerinnen und Bürger beteiligten. Im März und April fanden Rundgänge und anschließende Workshops in allen elf Ortsteilen statt. Die Ergebnisse wurden in einem öffentlichen Forum am 14. Juni im Forum des Wilnsdorfer Gymnasiums präsentiert.
2. Phase: Leitbild enwickeln
In Phase 2 wurde aus den Erkenntnissen der Bestandsanalyse ein Leitbild entworfen: Entwicklungsziele wurden definiert, erste Projektideen formuliert. Auch diese Phase mündete in ein öffentliches Forum, damit die Wilnsdorfer Bürgerinnen und Bürger gestaltend Einfluss nehmen konnten.3. Phase: Projektideen umsetzen
Die dritte Phase leitete die Umsetzung der erforderlichen Schritte ein: Projektideen wurden intensiv ausgearbeitet, Leit- und Startprojekte in Angriff genommen. Auch am Ende dieser Phase fand ein öffentliches IKEK-Forum statt, das zugleich den Abschluss des IKEK-Prozesses formte. Das finale Integrierte Entwicklungskonzept wurde im Juli 2019 vom Rat der Gemeinde Wilnsdorf einstimmig beschlossen.
Kompetente Begleitung
Unterstützung erfuhr die Gemeinde Wilnsdorf durch zwei Fachbüros: die Arbeitsgemeinschaft der Büros „MSP ImpulsProjekt“ aus Breckerfeld und der „Arbeitsgruppe Stadt GbR“ aus Kassel. Ihre Aufgabe war es, den Prozess hin zum fertigen IKEK zu moderieren.