Zusammenfassung der Bestandsaufnahme
Das Projekt-Team hat im Rahmen der durchgeführten Bestandsaufnahme zahlreiche Informationen gesammelt, die im weiteren Verlaufe der Konzepterstellung die Grundlage zur Konzeption eines Zukunftsnetzes für den Radverkehr in der Gemeinde Wilnsdorf darstellen sollen.
Zum Abschluss der Bestandsaufnahme, die konkrete Netzausbau- und Ertüchtigungspotenziale sichtbar machen soll, wurden die erfassten Daten zusammengefasst. Es erfolgte eine gemeinsame Betrachtung der Resultate aus dem Bürgerbeteiligungsprozess, der Auswertung bestehender Planungen und Vorschläge zum Radverkehr sowie der Standortanalyse des Projekt-Teams.
Um die zuvor ermittelten Zwischenergebnisse in eine gemeinsame Betrachtung zu überführen, wurden die gewonnenen Erkenntnisse zu potenziellen Wunschradwegen über die Resultate der Quell- und Zielgebietsanalyse gelegt. Das Ergebnis dieses Prozesses stellt die nachfolgend dargestellte Tabelle dar.
Es wird deutlich sichtbar, welchen Verbindungen sowohl im Rahmen der Bürgerbeteiligung, bestehender Planungen und Vorschläge sowie der Analyse von Quell- und Zielgebieten eine relevante Bedeutung für die Konzeption des Zukunftsnetzes zugewiesen wurde. Um eine belastbare Grundlage zur Identifikation von Verbindungen mit dem höchsten Radverkehrspotenzial zu schaffen, wurde auf Grundlage der dargestellten Ergebnisse eine Gewichtung vorgenommen. Sie umfasst insgesamt drei Kriterien, die hinsichtlich jeder aufgelisteten Verbindung bewertet und mit einer Punktzahl zwischen 0 und 5 beziffert wurden. Diese Kriterien sind:
Bürgerbeteiligung und bestehende Planungen/Vorschläge
In die Gewichtung fließt ein, wie häufig eine Verbindung von der Bürgerschaft genannt wurde und welchen Stellenwert sie in bestehenden Planungsansätzen sowie Vorschlägen zum Ausbau des Radverkehrsnetzes einnimmt.
Je nach Anzahl der erfassten Nennungen wurde jeder Verbindung eine Bewertungspunktzahl zugewiesen. Dabei erhielt eine Verbindung mit
- 1 bis 5 Nennungen = 1 Punkt,
- 6 bis 10 Nennungen = 2 Punkte,
- 11 bis 15 Nennungen = 3 Punkte,
- 16 bis 20 Nennungen = 4 Punkte und
- 21 bis 25 Nennungen = 5 Punkte.
Beispiel: Die Verbindung Anzhausen – Flammersbach hat insgesamt 7 Nennungen aus den dargestellten Quellen erhalten. Damit bekommt die Verbindung im ersten Kriterium 2 Punkte zugewiesen.
Standortanalyse (Quell- und Zielgebiete)
Ein weiterer Einfluss auf die Gewichtung der Verbindungen geht von den Ergebnissen der Standortanalyse aus. Dabei erfolgt eine Bewertung der Standortqualität verschiedener Zielorte. Auf Grundlage der Ausstattung des jeweiligen Zielgebietes wurden den Verbindungen spezifische Bewertungspunktzahlen zugewiesen.
Die nachfolgende Tabelle zeigt die Bewertung der einzelnen Verbindungen auf Grundlage der Standortanalyse.
Beispiel: Alle Verbindungen mit dem Zielgebiet Niederdielfen haben hinsichtlich der Bewertungsgröße Wirtschaft & Versorgung die Bewertungspunktzahl 4 erhalten. Dies begründet sich auf folgender Ausstattung des Zielstandortes Niederdielfen:
- Industriegebiet „Industriestraße“
- (u.a. SIEGENIA-AUBI KG)
- Einzelhandel des täglichen Bedarfes (REWE)
- weitere Einzelhandelsstandorte des regelmäßigen Bedarfes
Die Bewertungsgröße Verkehr wurde hingegen mit 0 Punkten bewertet, da die Anbindung an den Bahnverkehr den Schwerpunkt der Betrachtung darstellt und der Standort Niederdielfen über keine Anbindung an den Schienenpersonenverkehr verfügt.
Distanzen
Das dritte Gewichtungskriterium stellt die Entfernung zwischen Quell- und Zielgebiet dar. Da der Radverkehr, trotz einer signifikanten Ausweitung durch die zunehmende Nutzung der Elektromobilität (z. B. E-Bikes und Pedelecs), mit Einschränkungen hinsichtlich der maximalen Entfernung verbunden ist, geht dieses Kriterium in die Gewichtung mit ein. Zwar ist die Entfernungsbarriere des Radverkehr eine subjektiv begründete Kennzahl, die u. a. durch den körperlichen Zustand und die zeitlich bedingten Voraussetzungen eines Radfahrers bestimmt werden. Dennoch ist vor dem Hintergrund der Schaffung eines nutzerfreundlichen Radverkehrsnetzes für den Alltagsverkehr eine standardisierte Gewichtung der Entfernung vorzunehmen.
Zu diesem Zweck wurden die Luftlinienentfernungen zwischen den Quell- und Zielgebieten ermittelt und unter Anwendung der nachfolgend dargestellten Bewertungsskala gewichtet. Im Vergleich zu den vorherigen Bewertungskriterien wurde hier keine Bewertungspunktzahl, sondern ein Gewichtungsfaktor vergeben.
Insgesamt wurde jeweils 8 Verbindungen die Priorität 1 oder 2 zugewiesen, 15 Verbindungen erhielten die Priorität 3, 10 Verbindungen die Priorität 4 und 5 Verbindungen die Priorität 5. Die Verbindungen mit der Priorität 1 und damit der höchsten Bewertung werden folgend dargestellt.
Gesamtbewertung der Verbindungen
Auf Grundlage der zuvor erläuterten Kriterien erfolgte eine Gesamtbewertung der verschiedenen Verbindungen. Wie nachfolgend am Beispiel der von Niederdielfen ausgehenden und relevanten Verbindungen dargestellt, wurde die Bewertungspunktzahl der Bürgerbeteiligung (Kriterium 1) mit den Ergebnissen der Kriterien der Standortanalyse (Kriterium 2) aufsummiert und anschließend mit dem Gewichtungsfaktor der Distanz (Kriterium 3) multipliziert.
Aus der sich ergebenden Gesamtpunktzahl wurden Prioritäten für die einzelnen Verbindungen abgeleitet. Dabei wurde die folgende Staffelung angewendet:
- Gesamtbewertung 1 bis 7,5 = Priorität 5,
- Gesamtbewertung 7,6 bis 15 = Priorität 4,
- Gesamtbewertung 15,1 bis 25 = Priorität 3,
- Gesamtbewertung 25,1 bis 30 = Priorität 2 und
- Gesamtbewertung über 30,1 = Priorität 1
Insgesamt wurde jeweils 8 Verbindungen die Priorität 1 oder 2 zugewiesen, 15 Verbindungen erhielten die Priorität 3, 10 Verbindungen die Priorität 4 und 5 Verbindungen die Priorität 5. Die Verbindungen mit der Priorität 1 und damit der höchsten Bewertung werden folgend dargestellt.
Im Rahmen der weiteren Konzepterstellung wird zwar ein Schwerpunkt auf die Betrachtung der prioritär bewerteten Verbindungen gelegt, die weiteren Quell- und Zielgebietsbeziehungen aber ebenfalls mit aufgenommen.
Wie geht es weiter?
Die Ergebnisse der dargestellten Zusammenfassung der Bestandsaufnahme werden im weiteren Projektverlauf konkretisiert. Das Projekt-Team wird die einzelnen Verbindungen genauer betrachten und Möglichkeiten zur Verbesserung der Radverkehrsverbindung analysieren. Je nach Ausbauzustand und vorhandener Verkehrsinfrastruktur wird entschieden, ob der Neubau eines Radweges oder die Qualifizierung eines bestehenden Weges bzw. einer Straße in Betracht kommt. Zu diesem Zweck werden die einzelnen Verbindungen zunächst über das bestehende Wege- und Straßennetz gelegt. Dabei sollen Möglichkeiten der Wegeführung und zur Nutzung der bestehenden Infrastruktur deutlich.
Den ersten Schritt in diesem weiterführenden Prozess wird das Projekt-Team während der zweiten Bürgerveranstaltung (am 28.02.19) vornehmen. Dort werden die prioritär eingestuften Verbindungen gemeinsam mit der Bürgerschaft betrachtet. Auf Grundlage der Ortskenntnis der Bürgerinnen und Bürger werden bestehende Potenziale für Radverkehrsverbindungen zwischen den Quell- und Zielgebieten erörtert. Letztendlich erfolgt so eine zunehmende Konkretisierung der Zukunftsnetzes, dessen Umsetzung durch den im Konzeptverlauf zu erstellenden Maßnahmenkatalog vorbereitet wird.